Residenz Parisien Tag 2: PAPIER CIESEAU – Stein/Schere/Papier
Samstag, 06. April 2024
Beginn: 20:00 Uhr // Einlass: 19:30 Uhr
NUR FÜR MITGLIEDER: 3-Tages-Ticket für nur 55,00 EUR ohne weitere Gebühren direkt über reservierung@doubletime-club.de
TAG 2: „PAPIER CISEAU“ – Stein, Schere, Papier
ROBERTO NEGRO (piano) – ÉMILE PARISIEN (sax) – Michele Rabbia (drums) – Valentin Ceccaldi (bass)
Wegen der schieren Energie, Spielfreude und musikalischen Brillianz umjubelt war dieses kongeniale Quartett bereits im Mai 2023 im Doubletime.
An diesem Abend wurde auch die „Residenz“ für 2024 ausgeheckt – mit dem Versprechen diese Formation wieder dabei zu haben.
„Was Kinder halt so machen mit Schere und Papier“:
Bunte Blätter und Bilder zerschneiden und die Schnipsel dann entweder achtlos vom Tisch fegen oder aber zu erstaunlich skurrilen Gebilden neu verkleben. Und ganz beiläufig steckt in diesem Spiel ein nachhaltiger Erkenntnis- und Lernprozess. Ich zerschneide meine Welt und mach sie, wie sie mir gefällt.
Der Piemonteser Pianist Roberto Negro praktiziert auf seinem neuen Album genau das: Kinderspiele, jeux d‘enfants. Und so geschieht der Einstieg auch vollkommen unschuldig, naiv, irgendwo zwischen der indifferenten Pentatonik Claude Debussys und Erik Saties ironischem Minimalismus. Aber dann bricht es auf, bricht sich Bahn in der Rotation eines irren Karussells. Es eskaliert immer wieder, wie auch Kinderspiele zuweilen eskalieren. Negro montiert seinen Berg an Schnipseln zu äußerst komplexen Tableaux, die mal wie am Reißbrett entworfen, dann wieder gänzlich einem Free-Jazz-Spirit entsprungen scheinen. Verfremdung durch elektronische Effekte, collagierte Samples, rhythmische Entgrenzung – doch der Wahnsinn hat Methode; unkalkuliert ist hier Nichts.
Roberto Negro hat in den vergangenen drei Jahren zusammen mit dem umtriebigen Drummer Michele Rabbia und dem Ausnahmesaxophonisten Emile Parisien im Trio DADADA seine Wahlheimat Paris unsicher gemacht. Für Papier Ciseau haben die drei sich nun den Cellisten Valentin Ceccaldi ins Boot geholt, der hier allerdings am Bass ins tiefere Register greift, und zwar mit großer Souveränität und einem eher flächigen Klangverständnis. Rabbia folgt dem furchtlosen Zugriff Negros noch in den abwegigsten Wendungen, und in der latent nervösen Tongebung Emile Parisiens steckt viel von der neugierigen Ungeduld, die Kinderspielen ihre charakteristische Dynamik verleiht.
Man kann mit Schere und Papier geschnippeltes Chaos verbreiten oder Welten erschaffen. Es braucht nur die Hände
klebender Kinder. Oder sollte doch alles nur zufällig ausgeknobelt sein nach der Methode: Schere-Stein-Papier?