Datum

Nov 18 2023
Vorbei!

Uhrzeit

20:00 - 22:30

Philip Catherine – Paulo Morello – Sven Faller „POURQUOI“


Beginn: 20:00 Uhr // Einlass: 19:30 Uhr

VVK: Mitglieder/innen: 17,00 EUR – Normalpreis: 25,00 EUR (zzgl. VVK-Geb.)

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„Pourquoi“ heißt Philip Catherines Komposition, das der zweiten Studiobegegnung mit seinem Gitarren-Compagnon Paul Morello und dem Bassisten Sven Faller den Titel gibt. Ein „Pourquoi“ das – ja, Sie haben richtig gelesen! – ganz ohne Fragezeichen auskommt. Ein Wort- und Titelwitz, mit dem sich Philip Catherine, der Altmeister der Jazzgitarre (geb. 1942), als geistreicher Schalk zu erkennen gibt. Ein Schalk im Leben und auf den Bühnen des Jazz, eine lebende, jung gebliebene Jazzlegende, die 2022 ihren 80ten Geburtstag feiert. Ein großer Musiker, den das kleine, aber im Jazz so große Belgien wie einen Nationalhelden feiert.

Ganz ohne Fragezeichen – selbstbewusst, mit einem quasi natürlichen Flow, stilsicher durch alle Genres, mal ausgelassen beschwingt, dann kontemplativ und verdichtet wie gute Filmmusik –  kommt auch das Musizieren dieser drei Spitzenmusiker aus. In über 50 Auftritten allein seit ihrem ersten Album („Manoir de mes rêves“) konnten Catherine, Morello und Faller ihre Triokunst und ihr Repertoire reifen lassen. Wie einen guten Wein.

Sie haben dabei zu einem Zusammenspiel von kammermusikalischer Qualität gefunden, das nie in ein „guitar battle“ ausartet, sondern vom Zuhören und Reagieren lebt. Und das Sven Faller am Kontrabass begleitend pulsieren lässt und mit kanonhaften Kontramelodien und Fills anreichert.

Ging es auf dem Debüt-Album des Trios noch um die Liebe zu Django Reinhardt, Antonio Carlos Jobim und um jazzige Interpretationen französischsprachiger Chansons der 50-er und 60-er Jahre, stehen auf „Pourquoi“ Eigenkompositionen im Mittelpunkt. Bis auf zwei Nummern – den „First Waltz“ des belgischen (Film-) Komponisten und Dirigenten Frédéric Devreese (1929-2020) und das mediterran anmutende „Frontera“ von Nicola Andrioli – stammt das Repertoire von „Pourquoi“ aus dem kompositorischen Schaffen von Catherine und Morello.

Eine Art roten Faden bilden dabei Walzer wie Morellos „Robert’s Waltz“– eine ebenso melodiöse wie flotte Nummer, die einem Hamburger Sinto-Freund des Gitarristen gewidmet ist und die Tradition des französischen Musette-Walzers aufgreift.

Catherines „La Valse du Flipper“ wiederum handelt nicht etwa vom deutschen Fernseh-Delphin – sondern von einem Flipper-Automaten, der auch den ¾-Takt beherrscht.

Das liedhafte „Louisella“, das sich nach einer Rubato-Passage in eine lebhafte Roots-Samba wie bei Cartola verwandelt, ist Philip Catherines Enkelin zugeignet.

„Meline“ ist nach einem anderen Enkelkind benannt – und auch diesen Song lassen Faller, Morello und Catherine in ihrem Arrangement eine musikalische Reise in das Brasilien der Samba antreten.

Morellos „Chateau Plagne“ tänzelt durch eine südfranzösische Landpartie, während „Ozone“ von Catherine die jazzigste Komposition des Albums markiert – und im B-Teil die rhythmische Raffinesse der drei Musiker verdeutlicht. Ganz spacig, flächig und weit hingegen der Titelsong, den die beiden Gitarristen wie ein großes elektrisches Delay- und Klanggemälde in den Raum malen. Sven Faller streicht dazu eines von mehreren Bass-Soli mit dem Bogen.

Die Musik dieses Trios vermag Orte, Personen und Stimmungen so hervorzurufen, dass sie beim Hören plötzlich vertraut werden – selbst wenn man im „Chateau Plagne“ noch nie Wein getrunken hat und „Louisella“ noch nie begegnet ist.

Das evokativ Bildhafte und Stimmungsvolle dieser Musik liegt auch an Philip Catherine, dem großen Melodiker und Chansonnier der Jazzgitarre, der Melodien – so Paulo Morello – „wie kein zweiter Gitarrist singen und klingen lässt“. Ein melodisches Können, das sich auf das gesamte Trio legt und jedes Solo durchdringt: von Catherines stärker elektrisch geprägtem Ton, dessen eindringliches Vibrato und Tremoli immer mal wieder an Django Reinhardt erinnern. Bis hin zu Paulo Morello, der auf diesem Album den akustischeren, brasilianischeren Part einnimmt.

Was 2010 mit einem Jam der zwei Gitarristen im Backstage-Bereich der „Internationalen Jazzwoche Burghausen“ seinen Anfang nahm, zählt elf Jahre später – ganz ohne Fragezeichen – zu einer der besten Trio-Besetzungen, die der europäische Jazz zu bieten hat. Live und auf zwei Alben.

 

Line up:

Philip Catherine (guitar)
Paulo Morello (guitar)
Sven Faller (double bass)

 

 

Bildnachweis: © Ralf Dombrowski

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